ℹ Dieser Artikel wurde vor dem großen Rollout von IOS14.3 geschrieben. Die Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Das Tracking ist nun massiv eingeschränkt und lässt sich nur mit alternativen Tracking-Methoden oder externen Tools wieder ausgleichen.
Im Schnitt werden nur noch ca. 45-65 Prozent der Events getrackt. Auch Facebook leidet massiv, da ihnen jetzt viele Daten fehlen für Ihren Algorithmus, mit welchem sie Ads ausliefern. Dadurch haben sich die Werbekosten erhöht. Und Ads wie "vorher" schalten, klappt nicht mehr. Man muss auf alternative Targeting-Arten umsteigen und viel mehr auf One-Site-Daten setzen.
Wie Du Onsite-Daten nutzen kannst, dazu habe ich hier einen Artikel geschrieben. Und wie Du besseres Targeting und günstigere Zielgruppen finden kannst, gibt es in diesem Artikel zu lesen.
‼ Update 2023: Es gibt unterdessen Lösungen, welche DSGVO-konform sind und fast wieder 99 % der Verkäufe & Co. tracken können. Eine davon stelle ich Dir in diesem Artikel vor.
Kurzfassung: 85 % weniger Daten verfügbar (von allen iOS Online-Shop-Besuchern/Kunden) und es kann (wird?) einen massiven Einfluss auf Deine Ad-Performance haben.
Letzte Woche habe ich ein Update bekommen von meinen "FB-Gurus" und wir haben das Thema iOS 14 & Co. besprochen und was das für einen Einfluss auf unsere Kunden haben wird. Ich hatte im Dezember schon ein kurzer Artikel darüber geschrieben, dieser ist nun ausführlicher und hat auch Tipps & Tricks darin, wie man das Tracking dennoch weiterführen kann (eingeschränkt).
Kennst Du den Impact, welcher IOS14 haben wird?
Viele werden darauf antworten. Ja. Das habe ich schon gelesen. Und die Leute, die ich kenne, oder auch Leute hier aus der Gruppe sagten immer wieder, das wird wohl gar nicht so ein großes Ding werden. So im Sinne von: "Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird!" 😊
Tja. Das ist falsch, denn wenn man sich genauer damit befasst, merkt man sehr schnell, das IST ein großes Ding!
Es wird die größte Veränderung sein, in der Geschichte der Online-Werbung!
Hint: Es gibt Lösungen, aber es ist eine Challenge 😀
Aber was ist das eigentlich?
iOS 14.3 wird die Privatsphären-Einstellungen auf einen neuen Level heben (siehe Bild).
Die Leute müssen einwilligen, ob sie getrackt werden wollen oder nicht von Facebook & Co. Und zwar direkt beim Aufmachen der App und nicht wie bei den Cookie Banner & Co. auf der Website selbst.
Sagen Sie "Nein" dazu, wird es nicht mehr möglich sein, die Kunden mit dem normalen FB-Pixel zu tracken. Und das wird nicht nur Facebook-Ads betreffen, sondern auch Google Ads & Co.
Diese neue iOS-Version wird bald verteilt, und zwar auf allen Mobile-Geräten von Apple. Im Moment noch. Denn es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis das auf allen Apple Geräten Standard sein wird.
Wie viele Leute werden das Tracking akzeptieren?
Nicht viele. Die meisten Leute werden nicht wollen, dass sie getrackt werden. Es gibt Umfragen und dort wollen nur 10-15 % das Tracking erlauben. Das bedeutet für Dich, 85 % weniger Daten von Deinen iOS-Kunden.
Tipp: Du kannst in Deinem Facebook Ads-Manager sehen, wie viele Kunden von Deiner Zielgruppe iOS nutzen.
Nach Statistiken sind in Deutschland ca. 35 Prozent der Mobile-Nutzer auf iOS. In der Schweiz sind es sogar 55 Prozent.
Wann wird das passieren?
Gestern ist iOS 14.3 veröffentlicht worden. Je nach Provider kann es jedoch noch dauern, bis es für alle verfügbar ist.
Aber Facebook & Co. werden doch eine Lösung für "das Problem" haben?
Jein. Sie haben es versucht. Mit der Aktion "Apple vs. free internet" und auch mit ein paar technischen Loopholes/Hacks aber ohne Erfolg. Von Google hat man nicht viel gehört, obwohl es diese auch betrifft.
Welchen Effekt hat es, wenn die Leute das Tracking nicht akzeptieren?
Facebook kann immer noch sehen, welche Aktionen der User bzw. Dein Kunde innerhalb der App gemacht hat (ein Video/Bild angeschaut, ein Link angeklickt), aber Facebook kann nicht mehr sehen, was auf Deinem Online-Shop passiert. Das bedeutet:
- Dein Tracking funktioniert nicht mehr mit dem Facebook-Pixel.
- Retargeting von Deinen Online-Shop-Besuchern wird nicht mehr möglich sein.
Welchen Effekt hat die Änderung, wenn die Leute das Tracking akzeptieren?
Auch dann gibt es Änderungen.
- Event Priorisierung
Es wird nur noch das "wichtigste" Event getrackt. Sprich, jemand schaut Dein Produkt an (PageView) und fügt dieses Produkt dann in den Warenkorb, wird nur noch dieses Event (AddToCart) gemessen. - Dauer des Attributionsfenster
Im Moment ist das Attributionsfenster bei 28 Tage (wenn jemand Deinen Online-Shop besucht und später erst kauft, kann man das bis zu 28 Tagen noch sehen). Das wird sich nun ändern. Und zwar wirst Du nur noch ein Attributionsfenster von 7 Tagen haben, wenn jemand auf das Ad klickt und nur noch einen Tag, wenn jemand das Ad nur sieht. - Verzögerte Daten
Im Weiteren werden alle Daten und Auswertungen ggf. erst 3 Tage später verfügbar sein. - Keine demografischen Eigenschaften mehr
Die Daten Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss, Beruf etc. werden nicht mehr verfügbar sein.
Damit. Eine kurze Zusammenfassung.
- Es wird nicht mehr möglich sein, Retargeting von iOS 14 Online-Shop-Besuchern zu machen.
- Es wird nicht mehr möglich sein, bestehende Kunden (welche iOS 14 nutzen) aus Deinen Customer Audiences auszuschließen.
- Es wird nicht mehr möglich sein, herauszufinden, wie viele Verkäufe eine Kampagne wirklich erzielt hat.
- Es wird einen großen Einfluss auf die AI vom Facebook haben. Facebook wird nicht mehr wirklich wissen, welche Deine kaufkräftigste Zielgruppe ist.
Was musst DU tun? Wie kannst Du Dich vorbereiten?
- Verifiziere Deine Domain
Das sollte selbstverständlich sein und das solltest Du eigentlich schon lange gemacht haben! 😊 - Sicherstellen, dass Du 8 oder weniger Tracking Events verwendest
Du wirst nur noch acht eindeutige Conversion Events pro Webseite-Domain konfigurieren können. Darum solltest Du wissen, wie viele Events Du aktuell verwendest. Das kannst Du im Business Manager bei den Events nachschauen. Sollten es weniger als 8 seid, ist alles in Ordnung (wenn Du die Conversion API verwendest (siehe unten). Sind es mehr als 8, musst Du entscheiden, welche Du verwenden möchtest (die wichtigsten Events aussuchen!). Facebook wird automatisch als Erstes die Conversion-Events auswählen, die sie basierend auf Deinen Aktivitäten für Deine Ads am relevantesten halten. Du kannst diese Auswahl im Facebook Events Manager bearbeiten. - Herausfinden, wie viele Deiner Kunden iOS verwenden (optional)
Das kannst Du im Ad-Manager machen, in den Statistiken. Und Du findest diese Daten auch in Google Analytics & Co.
Jetzt fehlen mir aber diese Daten, was kann ich dagegen tun?
Ja, Dir fehlt nun die Möglichkeiten, Retargeting zu schalten, Custom Audiencen zu limitieren und Lookalikes zu erstellen. Auch fehlt Dir die Möglichkeit, Deine Kampagne sauber zu messen.
Was kann ich dagegen tun?
- Hör auf, Dich nur auf Deine Facebook-Pixel Daten und Statistiken im Ad-Manager zu verlassen. Diese sind nicht mehr korrekt!
- Sammle mehr Kundeninformationen. Sprich die E-Mail-Adresse. Das kannst Du z.B. mit Newsletter-Anmeldungen, Aktionen etc. machen. Und verwende diese E-Mail-Adressen, um Customer-Audiencen zu erstellen. Denn damit kannst Du die 7-Tage Regel umgehen und kannst auch Deine iOS14 Kunden identifizieren. Auch hat das den Vorteil, dass Du damit E-Mail-Marketing machen kannst (natürlich nur mit Double-Opt-in). Die bestehenden Kunden kannst Du exportieren (CSV) und danach eine Customer-Audience erstellen auf Facebook. Das musst Du laufend machen. Nicht nur 1x. Da Du immer wieder neue Kunden bekommst. Auch die Daten von Newsletter-Tools etc. kannst Du exportieren und bei Facebook danach importieren in eine Customer-Audience. Einige Tools bieten diese Funktion automatisch an. ACHTUNG: Rechtlich ein Problem mit DSGVO.
Was für weitere Möglichkeiten habe ich, meine Kampagne zu tracken?
- Einfache Rechnung machen
Berechne die Ausgaben/Einnahmen pro Tag. Einfach gesagt, Du rechne, wie viel Du ausgibst für Ads und wie viel Umsatz machst Du damit machst.
Problem 1: Du weißt nicht, welches Adset/Kampagne gut ist und welche nicht.
Problem 2: Der FB AI fehlen die Daten. - Verwende die Conversion-API
Shopify hat diese schon integriert. Dazu musst Du dafür die Facebook-App auf MAXIMAL setzen. Dasselbe gibt es auch für WordPress/WooCommerce mit Plug-ins. Problem: Du kannst nur 8 Events messen und DSGVO-Thematik. - Verwende Offline-Conversion
Sende Verkäufe aus Deinem Online-Shop direkt an Facebook. Das kannst Du mit der Offline-Conversion API machen. Ich habe dazu hier einen Artikel geschrieben. Achtung: DSGVO! - Verwende ein externes Tracking-Tool
Wie Wicked Reports, Hyros, SegMetrics, etc. Das Problem auch hier, der Facebook AI die Daten. Die Daten werden extern getrackt und können nicht "zurückgespielt" werden in FB. Diese Tools kosten viel Geld. Und auch hier. Achtung: DSGVO!
Gibt es eine kostengünstige Alternative?
Jein. Du kannst Google Analytics verwenden oder weitere Traffic-Analytics Tools wie Yandex.Metrica, usw. Damit kannst Du messen, welches Ad erfolgreich ist und welches nicht (durch Kampagnen-Parameter), die Daten sind zwar nicht direkt sichtbar im Facebook-Ad-Manager, aber für Ad-Analysen reicht das. Für Google Analytics habe ich hier eine Anleitung geschrieben.
ℹ Natürlich funktioniert dieses Tracking nur, wenn der Kunde dem Tracking zustimmt (Cookie-Banner), mit Google Analytics G4 wird es jedoch eine Möglichkeit geben, Cookie-less zu tracken (ohne Zustimmung des Besuchers/Kunde).
