Stell Dir vor, Du hast gerade Stunden damit verbracht, mit einem AI-Tool ein beeindruckendes Motiv zu generieren.
Prompt für Prompt hast Du Dein Lieblings AI-Tool für Bilder verwendet, an Deinem Motiv gefeilt und optimiert, bis es perfekt war.
Endlich hast Du das Ergebnis, lädst es voller Stolz auf Dein POD-Shirt oder verwendest es als Dein digitales Produkt... und plötzlich findest Du exakt dieses Design bei Deiner Konkurrenz.
Ohne Erlaubnis, einfach "geklaut"! 😮
Logisch, dass Du jetzt nicht begeistert bist. Du möchtest dagegen vorgehen, einen Anwalt einschalten, Anzeige erstatten. Aber genau an diesem Punkt wartet eine kalte Dusche auf Dich:
🚨 Dein KI-generiertes Bild ist rechtlich gesehen überhaupt nicht geschützt. Es gehört nicht Dir. Es gehört niemandem!
Warum sind KI-generierte Werke nicht urheberrechtlich geschützt?
Der Kern des Problems liegt darin, dass das Urheberrecht, sei es in den USA, Deutschland oder der Europäischen Union, ausschließlich menschliche Kreativität schützt.
Ein urheberrechtlich geschütztes Werk entsteht nach Ansicht der Gerichte und Behörden nur durch eine persönliche geistige Schöpfung. Wenn Du also einfach nur Prompts an eine Maschine gibst und sie automatisch Bilder generiert, ist das juristisch nicht mehr, als wenn Du eine Anweisung gibst wie „Mach das mal hübsch.“
Dieser Ansatz wurde gerade in den USA durch das Copyright Office erneut bestätigt.
Prompts sind für die Behörde keine kreative Leistung. Sie betrachten sie als technische Anweisungen, die keine Kontrolle über das Ergebnis sicherstellen.
Egal, wie detailliert Dein Prompt ist ob „cinematic lighting, neon colors, high detail, futuristic cityscape“, die entscheidenden kreativen Entscheidungen trifft am Ende immer die AI. Lichtführung, Komposition, Farben alles Ergebnis eines Algorithmus, nicht Deiner kreativen Absicht.
Wie sieht es mit Gerichtsurteilen aus. Gibt es da schon welche?
Ja, die gibt es inzwischen. Vor allem das Urteil „Thaler v. Perlmutter“ hat eine deutliche Marke gesetzt. Hier wurde ein rein KI-generiertes Bild vom US-Copyright Office abgelehnt und das Gericht bestätigte:
Keine menschliche Urheberschaft, kein Copyright.
Ein Präzedenzfall, der die Grundlage für zukünftige Entscheidungen sein dürfte. Solange also keine klar erkennbare menschliche kreative Leistung im Ergebnis steckt, bleibt das Werk gemeinfrei. Auch das EU-KI-Gesetz folgt diesem Grundgedanken und verstärkt lediglich Transparenzpflichten beim Training von KI-Systemen, aber schafft keine neuen Urheberrechte für KI-Werke.
Deutschland vertritt dieselbe Haltung: Nur Werke, die eindeutig auf persönlicher menschlicher Kreativität beruhen, sind geschützt. KI ist ein Werkzeug, kein Urheber.
Wann könnte Dein KI-generiertes Werk trotzdem geschützt sein?
Jetzt wird’s spannend: Tatsächlich gibt es Ausnahmen, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Wenn Dein menschlicher Beitrag klar erkennbar und prägend für das finale Werk ist, kannst Du wirklich teilweise Urheberrechtsschutz geltend machen.
Ein Beispiel dafür ist, wenn Du eine Skizze oder Fotografie lieferst, auf deren Basis das AI-Tool weiterarbeitet (Image-to-Image). Wenn Deine eigene kreative Leistung im finalen Werk noch sichtbar bleibt, etwa die Grundkomposition oder wesentliche Stilelemente, dann gilt zumindest dieser Teil als Dein Werk.
🚨 Aber Vorsicht: Das Copyright schützt dann nur genau diese menschlichen Element. nicht das gesamte KI-Werk. Du musst also nachweisen, was genau Deine kreative Leistung war. Das bedeutet auch, Du musst Deinen kreativen Prozess gut dokumentieren. Welche Skizze hast Du benutzt? Welche Bearbeitung hast Du durchgeführt? Welche klar erkennbare kreative Entscheidung hast Du getroffen?
Was ist, wenn Du viel Arbeit in Deine Prompts gesteckt hast?
Eine häufige Frage, und leider lautet die Antwort: Nein.
Das US Copyright Office und deutsche Gerichte lehnen die sogenannte „Schweiß der Stirn“ Doktrin ab. Das bedeutet, der Aufwand allein ist irrelevant, solange keine Originalität oder kreative Kontrolle über das Ergebnis vorhanden ist. Egal, ob Du hundert verschiedene Prompts getestet und Stunden damit verbracht hast, das perfekte Bild zu erzeugen - solange das Ergebnis hauptsächlich von der KI entschieden wurde, bleibst Du rechtlich außen vor.
Was sind die praktischen Folgen für Dich als Online-Shop-Betreiber oder Designer?
Ganz einfach: Du hast keinen rechtlichen Schutz gegen Kopien. Jeder darf Dein KI-generiertes Motiv nehmen, nutzen und kommerzialisieren, ohne Dich fragen zu müssen. Selbst eine Abmahnung oder eine Meldung bei Etsy, Amazon oder Shopify bringt Dir wahrscheinlich nichts, denn ohne Copyright kein Rechtsbruch.
Noch komplizierter wird es, wenn zufällig ähnliche KI-generierte Bilder auftauchen. Denn die Maschine liefert oft identische Ergebnisse bei ähnlichen Prompts – wie willst Du da nachweisen, dass das Original überhaupt von Dir stammt?
Wie kannst Du Dich dennoch schützen?
Du musst kreativ, deutlich stärker selbst eingreifen. Reine Prompts reichen nicht. Nutze AI nicht als Endprodukt, sondern nur als Werkzeug. Kombiniere AI-generierte Bilder mit eigenen Zeichnungen, Fotos oder Designs. Bearbeite die AI-Ergebnisse intensiv und individuell. Nur so kannst Du tatsächlich einen rechtlichen Schutz aufbauen, der vor Gericht Bestand hat.
Außerdem solltest Du Deinen kreativen Prozess genau dokumentieren. Bewahre Deine Skizzen, Entwürfe und Bearbeitungsschritte auf. Nur so kannst Du später im Streitfall glaubhaft machen, was Dein eigener kreativer Beitrag war.
Fazit: Was bedeutet das für die Zukunft von KI und Copyright?
Aktuell ist klar: Reine KI-Werke sind rechtlich betrachtet Gemeingut. in massives Problem für jeden, der kreativ arbeiten und seine Werke exklusiv verwerten möchte. Die Zukunft könnte allerdings neue Regelungen bringen, denn Gerichte, Behörden und die Gesetzgeber weltweit beschäftigen sich intensiv mit dieser Frage.
Bis dahin bleibt Dir nur eine Wahl: KI entweder bewusst und kreativ einsetzen oder akzeptieren, dass Dein Werk frei verwendbar ist und andere damit Geld verdienen können.
Denn Urheberrecht gehört nicht dem, der einen AI promptet. Es gehört dem, der wirkliche kreative Arbeit leistet.
Weitere Quellen mit Beispielen:
➡️ Copywright Office USA: PDF-Report über AI & Bilderrechte (Englisch)
➡️ Weitere Research zum Thema als Google-Doc (Deutsch, für DACH-Raum & Co.)