ℹ Update 2022: Es gab einige Geschichten in der Facebook-Gruppe und auch in anderen Dropshipping-Foren & Co. Da es einige Probleme gab/gibt. Durch das IOSS-Verfahren wurde einiges erleichtert. Der Zoll prüft auch vermehrt die Sendungen auf die Produkte, scheint aber keine Ressourcen zu haben, hier große Kontrollen zu machen. Das Risiko ist damit natürlich nicht vom Tisch, was die fehlenden oder falschen Zertifikate angeht, die Produkthaftung, usw. Aber das ist wieder ein ganz anders Thema.
Die meisten der Dropshipper/innen werden sich das Datum 01.07.2021 fett im Kalender markiert haben und HOFFENTLICH Maßnahmen getroffen haben, denn die Zeit läuft und bald ist es so weit... Solltest Du noch aus nicht EU-Ländern Ware beziehen, dann musst Du diesen Artikel UNBEDINGT lesen, sonst wirst Du bald schlaflose Nächte haben 😉
Was passiert ab dem 01. Juli 2021 mit Sendungen, welche aus Nicht-EU-Ländern kommen?
Dazu habe ich ein Interview vor einiger Zeit mit dem Zollbeauftragten Patrick geführt, dieses gibt es hier zu lesen. Kurzfassung:
Alle Sendungen müssen jetzt zollrechtlich erfasst werden. Kleingutsendungen von geringem Wert, die vorher „durchgerutscht“ sind, werden nun ebenfalls zollrechtlich erfasst und somit registriert. Dadurch werden auch die Anmelder beim Zoll erfasst, die früher nicht aufgefallen sind.
Aber ich habe gehört/gelesen, das wird noch einmal verschoben auf 2022?
Falsch. Tatsächlich versuchen einige Coaches ihren Teilnehmer das zu erzählen. Was natürlich völliger Blödsinn ist. NUR die Software wird nicht fertig sein bis zum 01. Juli 2021, die Reform tritt in Kraft. Und im selben Artikel, welchen die Coaches als Quelle verwenden, ist weiter unten auch beschrieben, was das für Auswirkungen haben wird.
Zitat:
"Es könnte zu fehlerhaften Anmeldungen und dem Liegenbleiben von Sendungen kommen, weil sie nicht zuordenbar sind, sowie zur fehlerhaften Übertragung von Zolldaten und zu Lieferverzögerungen."
Ähnlich sieht es auch der E-Commerce Logistiker im Artikel. In anderen Artikel dazu wird dasselbe geschrieben. Zwar immer "nett" ausgerückt. Aber... im Klartext: Es wird Chaos geben! Daraus resultieren werden massive Verzögerungen (nach meinen Quellen, könnten das Wochen werden). Und die Kunden werden daran gar keine Freude haben... (FB-Score, PayPal Disputes etc.)
Aber der Zoll kann doch nicht einfach Sendungen wochenlang liegen lassen?*
Doch, kann er. Da wir zwar nicht genau wissen, wie der Zoll das handeln wird (... und sie es wohl selber noch nicht 100 % wissen), habe ich einen Kollegen gefragt, welcher bei der Zollabfertigung in der Schweiz arbeitet, wie diese mit CN-Produkte umgehen.
- Alle CN-Sendungen werden automatisch & manuell aussortiert
- Diese werden durch die Röntgengeräte gejagt & die Drogenhunde & Co. gehen über die Sendungen
- Verdächtige Sendungen werden überprüft
- Stichproben werden durchgeführt
- Ist etwas nicht in Ordnung, wird der Empfänger (Kunde) kontaktiert oder die Ware wird direkt eingezogen (Drogen, Markenschutzverletzung, gefährliche Produkte etc.)
Wenn wir dieses Vorgehen nun auch in Deutschland adaptieren, wissen wir auch sofort, wo der Flaschenhals sein wird. Da die Sendungen jetzt nicht per Software angemeldet werden (können), deren automatische Erfassung noch nicht funktioniert etc. muss das von Hand gemacht werden. Und das wird.... dauern.
Die Großen werden ihre Hausaufgaben gemacht haben und einen Weg finden, dieses Problem zu reduzieren. Sendungen von Ali & Co. werden davon aber wohl betroffen sein.
Was komplett unklar ist, was passiert mit Sendungen, welche nicht angemeldet worden sind? Werden diese zurückgesendet? Wird der Empfänger (also der Kunde) informiert etc.
AliExpress & Co. bieten auch Lieferungen aus Warenhäusern in Europa an. Dann bestelle ich einfach dort!
Kannst Du versuchen. Ich empfehle Dir jedoch, vorher Testsendungen zu bestellen. Denn die meisten Supplier lügen Dich eiskalt an und verschicken trotzdem aus China. Im Weiteren musst Du sicherstellen, dass die Ware vom Supplier korrekt verzollt worden ist und alle weiteren Vorschriften (siehe unten) eingehalten worden sind, sonst kannst Du plötzlich Probleme bekommen.
Mein Agent/Supplier sagt, das sei alles keine Sache, er werde sich darum kümmern.
Hast Du ihn gefragt, WIE er das machen wird? Ich hatte mit großen China-Suppliers zu tun, habe mit vielen großen Agenten/Firmen gesprochen, war in Kontakt mit CJ. Die haben keine Ahnung! Sie sagen zwar, sie werden "das Problem" lösen und es kommen so Sprüche wie "No worries. We'll do it for you." Wenn man dann aber nachfragt, WIE der Prozess aussehen wird, bekommt man keine Antwort mehr. Nur nochmals ein "No worries. Sir!". Man muss hier die Mentalität beachten. Chinesen werden äußerst selten mit einem "Nein" oder "Das weiß ich nicht" antworten = Gesicht verlieren.
Aber das ist doch alles kein Problem? Da hole ich mir eine EROI-Nummer und bestelle größere Mengen zu mir nach Hause/zum Fulfillment-Center.
Das ist tatsächlich eine Lösung, welche auch einige Coaches in ihren Videos erwähnen. Wird manchmal auch als "Dropsourcing" bezeichnet. Das kann Deine Probleme zwar kurzfristig lösen, da Du die Ware anmeldest und auch verzollst, ABER es kann zu einem ganz üblen Bumerang werden.
Warum? Patrick hat es im Artikel schon erklärt:
Viele denken nur „Naja, dann muss ich oder der Kunde die Sendung halt verzollen, die paar Euro mehr“, aber zum einen werden diverse Produkte dann gar nicht mehr durch den Zoll kommen, weil sie halt die rechtlichen Vorgaben nicht erfüllen, die der Importeur oft gar nicht kennt, zum anderen wird hierbei aber die Tatsache unterschätzt, was es bedeutet, wenn man unter der EORI gespeichert wird. Zwangsläufig kommt es dann irgendwann zur Außenprüfung durch den Zoll. Hierbei werden alle Unterlagen, schlimmstenfalls 10 Jahre rückwirkend, geprüft und auch alte Verstöße aufgedeckt.
Beispiel:
- Importeur/Dropshipper hat eine LED Lampe mit Bluetooth Steuerung im Online-Shop und verkauft diese.
Dabei hat er weder die Haftungsanschrift nach ProdSG§ 6 auf dem Produkt, noch eine WEEE Registrierung, eine Registrierung im Verpackungsregister, eine Verpackungslizenz, Bluetooth Lizenz, noch die notwendigen CE Angaben/Unterlagen.
Und es geht noch weiter. Faktisch haben fast alle Dropshipper mit dem Import aus Drittländern in den letzten Jahren Steuerhinterziehung betrieben und das kann dann aufgedeckt werden, wenn man nach dem 01.07.2021 weiter macht.
Die Liste der Verstöße ist lang und viele davon können die Existenz bedrohen. Unwissenheit schützt auch hier vor Strafe nicht.
Ist Import-One-Stop-Shop eine Lösung?
Jein. Die meisten werden davon nicht mal was gehört haben. Wird aber auch erst ab dem 1. Juli 2021 in Kraft treten. Hier kann die Kombination mit einer IOSS-Registration das Thema mit den Steuern lösen.
Das bedeutet, dass Du Dir eine IOSS-Nummer organisierst und diese an z.B. DHL, YunExpress (diese unterstützen das im Moment) gibst.
Die Probleme mit dem ProdSG§ 6 & Co. (siehe Punkt vorher) werden damit jedoch nicht gelöst. Und auch hier per sofort ist jede Sendung auf Dich zugewiesen und kann "getrackt" werden.
Was ist Deine Lösung, was empfiehlst Du?
Das, was wir seit über fünf Jahren mit unseren Kunden machen und was ich hier seit über einem Jahr immer wieder predige. Wir verwenden nur noch EU-Supplier für Online-Shops im DACH-Raum.
In diesem Sinne... die Zeit läuft. Es bleiben noch 30 volle Tage bis zum 01. Juli 2021. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und werden tief schlafen können. Ich bin gespannt auf die Posts in der Gruppe ab der ersten Juli-Woche 😎
* Das ist eine reine Mutmaßung auf einem Vergleich mit ungesicherten Informationen. Was in Deutschland genau passieren wird, wird man ab dem Juli sehen.