Dropshipping Know-how

Online-Shop kaufen. Was es zu beachten gibt! Und warum verkauft man überhaupt seinen Online-Shop?

Hier gibt es immer wieder kritische Kommentare auf Online-Shop-Verkauf Posts von Mitgliedern, welche nicht verstehen, warum jemand sein „rentablen“ Online-Shop verkaufen will. Vielfach wird das sogar als „Scam“ oder „Abzocke“ bezeichnet. Darum habe ich gedacht, ich schreibe mal einen Artikel darüber, da ich auch schon einige Dropshipping-Shops (eigene und Kundenshops) verkauft und gekauft habe.

Meine Erfahrungen mit dem Verkauf und Kauf von Dropshipping-Shops

Wie ich ins Dropshipping-Business gekommen bin, habe ich in diesem Artikel geschrieben - das ist über 10 Jahre her. Damals haben wir einen Erotik-Shop aufgebaut und diesen skaliert, fast nur durch organischen Traffic und Affiliate-Marketing. Der Online-Shop lief hervorragend. Doch irgendwann haben sich die Wege von meiner Geschäftspartnerin und mir getrennt und wir haben den Online-Shop verkauft. Obwohl dieser ausgezeichnet lief, eine solide Stammkundschaft hatte und durch den organischen Traffic, E-Mail-Marketing etc. immer noch viel Umsatz gebracht hatte. Locker hätten wir den Online-Shop weiterbetreiben können, aber wir wollten es einfach nicht mehr. Als ich mich später spezialisiert habe auf Shop-Aufbau, Shop-Optimierungen und Business Development und Know-how-Transfer für Kunden, haben wir immer mal wieder für Kunden Online-Shops gekauft. Hier ging es aber meistens nicht um den Online-Shop selbst, sondern um die Kundendaten.

Ein Beispiel: US/UK Niche-Store im Fitness-Bereich. Gefunden auf Exchange Marketplaces von Shopify. Dieser Online-Shop hatte damals einen Umsatz von ca. 135’000 USD/Monat. Wurde jedoch nicht mehr beworben, da der Käufer sich auf einen One-Product-Store mit einem „neuen Winner“ fokussiert hatte und keine Zeit mehr hatte. Und er wollte ihn loswerden.

Warum haben wir diesen Shop gekauft?

  • Er wurde nur auf Facebook beworben, keine Google Ads, etc.
  • Der Facebook-Pixel war gefüllt mit Daten für Retargeting, etc.
  • Der Online-Shop hatte Tausende von Kundendaten (E-Mails, etc.)
  • Mit dem Online-Shop haben wir den Instagram-Account und die Facebook-Seite bekommen, welche sehr gut gepflegt worden ist und viele Follower bzw. eine hohe Reichweite hatte.
  • Eines seiner Produkte war immer noch ein „Winner“, lief noch und wir haben den Supplier mitbekommen von fast allen Produkten.

Unser Kunde, für welchen wir den Online-Shop gekauft haben, hatte selbst einen US/UK Shop im Bereich Sport, jedoch noch nicht so viele Verkäufe und Traffic. Der gekaufte Online-Shop selbst wurde nicht mehr weiterbetrieben. Wir haben nur die Assets davon benutzt. Sprich, die Pixeldaten, die Kundendaten und die Social-Media-Kanäle. Er hat das Winner-Produkt in seinen Online-Shop übernommen. Danach wurden wieder Facebook Ads geschaltet, mit Google Ads gearbeitet und natürlich die ersten E-Mail-Marketing Kampagnen gestartet. Denn dort war das „Gold“ vergraben. Durch diese Aktion hat sich der Umsatz seines Online-Shops in kürzester Zeit verfünffacht. Es hätte ein Mehrfaches von Geld und Zeit gekostet, diesen Traffic durch eigene Werbung zu bekommen. Das war gewissermaßen einfach ein „Kickstarter“.

Einen Online-Shop kaufen zu wollen, um das schnelle Geld zu machen (ohne viel Arbeit), ist keine gute Idee und wird zu 99 % fehlschlagen!

Worauf muss ich beim Online-Shop-Kauf achten?

  1. Glaube niemals, NIEMALS an die Zahlen, welche beim Verkauf per Screenshot geteilt werden etc. wirklich echt sind. Es gibt da draußen ganz viele Scammer.
  2. Kaufe niemals, NIEMALS einen Online-Shop, welchen Du vorher nicht gesehen hast. Und zwar nicht nur der Online-Shop, sondern auch alles andere dazu. Sollte der Käufer das nicht wollen von wegen: „Du kannst mir ja sonst das Produkt klauen... etc.“. Finger weg. Denn dafür kann man ein NDA (non-disclosure agreement) machen. Sollte er das nicht wollen, stimmt etwas nicht.
  3. Ohne Vertrag, nichts los. Dieser schützt den Verkäufer und auch Dich als Käufer. Und ist rechtlich gesehen sogar notwendig, wenn Kundendaten übernommen/verkauft werden. Vor allem in der EU notwendig wegen DSGVO, falls Du die Kundendaten weiternutzen möchtest. Einige Plattformen bieten „eine Art“ Vertrag an. Dieser reicht aber in den meisten Fällen nicht aus.

Aber schauen wir uns das ganze Schritt-für-Schritt an.


Plattformen zum Online-Shops kaufen/verkaufen

Verkauft haben wir bisher via eBay (damals den Erotik-Shop), unsere Kunden haben aber meistens via dem Shopify Exchange Marketplace und Mayba verkauft. Gekauft haben wir bisher nur via Shopify Exchange Marketplace.

⚠ Update: Shopify Exchange Marketplace gibt es nicht mehr!

Der Ablauf eines solchen Kaufs

  1. Sich überlegen, welches Budget man ausgeben will. Und danach nichts mehr daran ändern.
  2. Sich überlegen, was man für einen Online-Shop kaufen will und warum. Soll der Online-Shop fertig sein, um immer noch weiterverkaufen zu können? Übernehmen wir nur das Winning-Produkt (z.B. eines aus der US, holen es in einen anderen Markt) und bauen damit einen neuen Online-Shop... Oder wollen wir nur die Assets? Also Kundendaten, Social-Media Channels etc.
  3. Und erst jetzt sollte man sich auf die Suche machen. Denn jetzt sind die Suchkriterien definiert und klar.
  4. Die Angebote der Online-Shops gut anschauen. WARUM verkauft der Käufer? Wie sehen die historistischen Daten aus? Wie lange ist der Online-Shop erfolgreich im Markt? Waren die Verkaufszahlen stabil oder war es nur ein „One-Hit-Wonder“? Sprich, heavy beworben, danach zusammengebrochen? Vor allem beim Shopify Exchange Marketplace ist das praktisch, da sieht man direkt die Zahlen von Shopify. Bei den anderen muss man die Daten vom Inserat oder die Screenshots anschauen (... und nicht glauben, bevor man es wirklich selbst gesehen hat). Den Käufer kontaktieren, und alle Deine Fragen stellen. Misstrauisch werden, wenn diese nicht beantwortet werden oder nur Entschuldigungen oder komische Erklärungen kommen. Für mich ist hier sehr wichtig, dass ich mit dem Käufer/Verkäufer eine gute Kommunikation habe, ansonsten geht da gar nichts.
  5. Das sieht alles gut aus, auf den ersten Blick? Dann wird es jetzt Zeit für den NDA mit dem Verkäufer, falls er das möchte. Die meisten wollen sonst keine weiteren Informationen herausrücken und das sind einige, welche ich immer haben wollte/will 😉Aber, bei den US/UK Online-Shop-Verkäufer ist meistens kein Misstrauen vorhanden, die zeigen einem auch alles ohne ein Vertrag und international wäre so eine NDA-Strafe ohnehin schwer durchzusetzen.

Jetzt sollte er Dir den Online-Shop zeigen (via Skype Call, mit Screensharing, Zoom-Call etc.). Hier gibt es die folgenden Punkte zu beachten:

  • Online-Shop-Statistiken anschauen und analysieren von Shopify, WooCommerce, Google Analytics, weitere Analyse-Tools etc.
  • Social-Media Assets anschauen. Facebook Page, Instagram Account. Woher kommen die Fans (Land, Zielgruppe etc.), passen diese zum Online-Shop oder sehen diese gekauft aus? Wie hoch ist die/war die Interaktionsrate etc. Dasselbe bei Instagram.
  • Facebook-Ads-Manager, Google Ad-Accounts etc. und anschauen und analysieren. Wie waren die Ads gemacht worden, wie hoch war der Erfolg der Ads, was hat es gekostet, wie hoch waren die Einnahmen davon etc.
  • Organischen Traffic überprüfen. Wie ist der Online-Shop in Google & Co. positioniert? Welche Keywords ziehen am besten? Wurde SEO-Content geschrieben (Blog, Produktnews etc.). Gibt es Backlinks? Sind diese bezahlt worden? Gibt es gemietete Backlinks? Was kosten diese? Können diese übernommen werden (falls gewünscht) etc.
  • E-Mail-Verteiler anschauen (falls dieser vorhanden ist). Überprüfen, wie die Newsletter geschrieben worden sind. Waren diese „spammy“ oder brauchbar geschrieben? Wie hoch waren die Klick- und Öffnungsraten der E-Mails etc.
  • Wie sind die Kundenbewertungen? Auf der Facebook-Seite, Kommentare in den schon gemachten Ads, ggf. Google Bewertungen und sonstigen Plattformen. Gibt es negative oder positive Erfahrungsberichte im Netz über den Online-Shop zu finden?
  • Wie wurden E-Mails gehandelt? Via normalem E-Mail-Postfach? Wie lange waren die Reaktionszeiten? Wie wurde mit den Kunden kommuniziert? Waren diese zufrieden? Gab es viele oder wenige Reklamationen? Gibt es ein Ticket-System? Können die E-Mails und/oder Ticket-System übernommen werden etc.
  • Stimmen alle Daten überein mit dem Angebot? Sind die Pixeldaten und die Newsletter-Daten DSGVO-korrekt gesammelt worden (Cookie, Double-Opt-in), falls es ein DACH-Online-Shop ist?
  • Die Produkte und den Supplier anschauen (falls diese weiterverwendet werden sollen). Bekommt man den Supplier mit? Bleiben die Konditionen dieselben (nachprüfen beim Supplier), wie sieht es mit den Versandzeiten aus (Tracking überprüfen), wie sieht es mit den Zertifikaten aus etc.
  • Hat der Online-Shop Mitarbeiter/Freelancer/VAs welche übernommen werden können? Was kosten diese? Was tun diese? Welche Sprache sprechen diese etc. Will man diese übernehmen, soll man diese übernehmen? Das ist ein anderes Thema, welches hier den Artikel sprengen würde...
  • Die Technologie des Online-Shops anschauen. Bei Shopify ist das einfacher, bei WooCommerce und anderen selbst gehosteten Online-Shops braucht es mehr Research. Ist das Theme legal gekauft worden (Premium Theme Lizenz), welche Apps werden verwendet, was kosten diese? Welche Plug-ins sind gekauft worden, sind die Lizenzen vorhanden? Ist das Theme schnell genug, bzw. ist der Server ausreichend? Wird dieser mit übergeben (Hosting Paket), kann der Transfer einfach gemacht werden?
  • Alle weiteren Assets überprüfen wie vorhandene Grafikdateien (Logo, Fotos, Videos etc.). Sind diese in brauchbaren Formaten und die Lizenzen dafür vorhanden?
  • Kläre jetzt noch, wie lange Du Support und Unterstützung vom Verkäufer bekommst. Das ist wichtig, sodass Du immer noch ein paar Wochen / bis Monate Fragen stellen kannst und dieser für Dich erreichbar bleibt etc.

Passt das alles? Dann hast Du es fast geschafft. Aber noch nicht ganz...

Weiter geht’s mit den folgenden Schritten:

  1. Verhandle mit dem Verkäufer über den Preis. Bezahle NIEMALS, was ein Verkäufer als Preis vorschlägt. Du wirst in den Punkten oben sicher etwas finden, was Dir nicht 100 % gefällt und kannst damit argumentieren. Hier ist Verhandlungsgeschick gefragt. Da kann ich Dir nicht viel helfen.
  2. Seid Ihr Euch einig geworden über den Preis, ist es Zeit, einen Vertrag aufzusetzen. Hier empfehle ich einen Spezialisten dazu zu holen (primär im DACH-Raum). Auch wegen der ganzen DSGVO-Thematik. Das wird ein paar hundert Euro kosten, ist es aber wert, wenn der Kaufpreis hoch ist.
  3. Und jetzt? Wie bezahlen? Bei Shopify Exchange Marketplace ist das relativ einfach. Dort findet die Zahlung durch den Service Escrow.com statt. Das ist eine Art Treuhand-Service, welcher aufpasst, dass alle Daten korrekt übermittelt werden. Auch transferiert Shopify danach den Admin-Account automatisch zum Käufer und entfernt den alten Online-Shop-Inhaber aus dem Online-Shop etc. Sollte der Kauf auf einer anderen Plattform stattfinden, sollte man sich dort informieren über einen Trustee-Service etc. oder/und einen Treuhänder beiziehen. Internationale Käufe kann man auch direkt mit Escrow.com machen. Niemals, niemals solche Zahlungen via PayPal „Geld an Freunde“ schicken etc. machen.
  4. Während oder nach dem Zahlungsprozess müssen nun die Daten übertragen werden. Hier würde ich Dir empfehlen, eine Checkliste zu machen. Denn erfahrungsgemäß sind das VIELE Daten. Und sei Dir bewusst, dass dort auch Probleme auftauchen können, wie bei der Übertragung von Apps, welche ggf. auf private E-Mail-Accounts verknüpft worden sind, auf die Kreditkarte/PayPal des Käufers etc. Das muss alles vorher geprüft und dokumentiert werden. Wir haben einmal eine Online-Shop-Domain verloren, weil wir diese vergessen hatten zu ändern etc.

Herzlichen Glückwunsch! Du hast es geschafft. Ich wünsche viel Erfolg! 😀

Worauf muss ich beim Online-Shop-Verkauf achten?

Da hast Du es jetzt einfacher, wenn Du bis jetzt alles gelesen hast 😎

Einfach alle obigen erwähnten Daten für den Verkäufer bereithalten und darüber Auskunft geben können.

ACHTUNG: Ein Online-Shop-Kauf ist etwas für Profis oder erfahrene Online-Shop-Betreiber und sollte nicht von Anfängern gemacht werden. Vor allem, wenn es sich um eine hohe Kaufsumme handelt. Als Anfänger wirst Du damit eher Geld verlieren, als schneller Erfolg zu haben!

Hast Du schon einmal einen online-Shop gekauft oder verkauft? Wo hast Du diesen gekauft/verkauft und wie sind Deine Erfahrungen? Und hattest Du Erfolg damit? Lass es mich in den Kommentaren wissen...

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